Was bedeutet der Gaze-Cueing-Effekt?

Der Begriff stammt aus der Wahrnehmungspsychologie.
Er beschreibt, dass Menschen dazu neigen, automatisch dorthin zu schauen, wo andere Personen im Bild hinsehen.
Das passiert unwillkürlich, innerhalb von Millisekunden.

Unser Gehirn wertet Blickrichtungen als Hinweis („Cue“) auf etwas Relevantes. Wenn also eine Person im Bild nach rechts blickt, springt unser Fokus reflexartig ebenfalls in diese Richtung – selbst wenn dort kein Objekt sichtbar ist.

In der Werbepsychologie wird dieser Effekt schon lange genutzt, um Blicke auf Logos, Produkte oder Text zu lenken. In der Businessfotografie lässt sich das ebenso wirkungsvoll einsetzen.

Warum der Effekt in Businessfotos wichtig ist

Businessporträts und Unternehmensbilder dienen selten nur der Darstellung einer Person.
Sie sollen meist eine Botschaft transportieren – etwa Kompetenz, Vertrauen, Teamgeist oder Fokus.
Die Blickrichtung entscheidet wesentlich darüber, wie der Betrachter das Bild liest und wo sein Auge hängen bleibt.

Einige Beispiele:

  • Blick auf ein Objekt, Produkt oder Textfeld:
    Leitet den Blick des Betrachters automatisch dorthin – das ist klassischer Gaze-Cueing-Effekt in der Praxis.
  • Direkter Blick in die Kamera:
    Wirkt verbindlich, offen und authentisch. Ideal für Profilfotos (z. B. LinkedIn).
  • Blick leicht am Betrachter vorbei:
    Erzeugt Nachdenklichkeit oder Konzentration. Funktioniert gut bei Themen wie Strategie oder Vision.

Wie du den Effekt gezielt beim nächsten Shooting nutzt

Wenn du ein Business-Shooting planst – ob für dich selbst, dein Team oder deine Marke – kannst du den Gaze-Cueing-Effekt mit ein paar bewussten Entscheidungen steuern.

1. Plane das Motiv mit dem Ziel im Blick

Überlege vorab, worauf der Blick des Betrachters gelenkt werden soll:
Ein Produkt? Ein Slogan auf der Website? Der Text rechts vom Porträt?
Erst wenn das klar ist, kannst du die Blickrichtung gezielt anlegen.

2. Platziere Blickrichtungen ins Layout

Wenn das Foto in einer Website oder Broschüre verwendet wird, achte darauf, dass die Person in Richtung der relevanten Inhalte schaut – also z. B. in den Text hinein, nicht aus ihm heraus.

Beispiel:
Steht der Text auf der Website rechts neben dem Foto, sollte die porträtierte Person nach rechts schauen.
Ein nach links gerichteter Blick würde den Leser aus dem Layout herausführen.

3. Verwende Blickrichtungen bewusst unterschiedlich

Für Teamseiten oder Collagen kann es sinnvoll sein, die Blickrichtungen abwechslungsreich, aber symmetrisch zu gestalten.
Das wirkt lebendig, aber nicht unruhig.

4. Vermeide „leere“ Blickrichtungen

Ein Blick ins Leere kann Unsicherheit erzeugen, wenn kein Kontext sichtbar ist.
Lass dein Modell also nie einfach irgendwohin schauen, sondern immer mit Absicht – auf ein reales oder gedachtes Ziel.

5. Kombiniere mit Licht und Komposition

Der Gaze-Cueing-Effekt verstärkt sich, wenn Lichtführung und Blickrichtung auf denselben Punkt zulaufen.
So entsteht visuell ein „Pfad“, der das Auge führt.

Beispiel aus der Praxis

Ein Geschäftsführer wird für die Startseite fotografiert.
Das Foto soll links stehen, rechts daneben steht der Textblock mit dem Claim des Unternehmens.

→ Wenn der Geschäftsführer leicht nach rechts (zum Text) blickt, folgt das Auge des Betrachters automatisch dieser Richtung – und damit direkt zur Botschaft.
Im Beispiel ist der Effekt umgekehrt: Der Blick führt aus dem Layout heraus, und der Text verliert an Wirkung.

Fazit

Der Gaze-Cueing-Effekt ist ein kleines, aber mächtiges Werkzeug in der Businessfotografie.
Er hilft, Aufmerksamkeit gezielt zu lenken, Layout und Bildwirkung zu harmonisieren und Kommunikation intuitiver zu machen.

Wer den Effekt beim Shooting berücksichtigt, sorgt dafür, dass Fotos nicht nur gut aussehen,
sondern auch strategisch wirken – als Teil einer klaren visuellen Markenführung.